geblocktegedanken


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Viva México!

Der Kalender schreibt den 15. September. Es ist Nachmittag. Eine angespannte Stimmung liegt in der Luft.

Heute Vormittag hat es noch geregnet, doch inzwischen hat es aufgehört. Morgen ist der „Día de la Independencia“, der aber schon am Abend vorher gefeiert wird. In den letzten Tagen waren schon einige Vorbereitungen zu beobachten. Flaggen wurden aufgehängt, alles wurde in grün, weiß, rot geschmückt und auf der Plaza im Zentrum des Campus wurde eine große Bühne aufgebaut. México ist im Ausnahmezustand.

Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt, aber wir haben die Vermutung, dass es dicke kommen könnte.

Einige Stunden später. Um mich herum springen alle wie vom wilden Koyoten gebissen auf und ab und schreien aus voller Kehle: „México, México, México!“. Ich springe auch und tue so als ob ich ein Mexikaner wäre.

Abwechslungsreich und definitiv sehr interessant! So kann man das Programm von heute Abend beschreiben. Die Geschichte Méxicos wurde in Kurzform als Schauspiel mit beeindruckenden Kostümen dargestellt, einige Solokünstler haben ihre klaren Stimmen mit mexikanischen Liedern bewiesen und eine typisch mexikanische Band mit Sombrero behüteten Köpfen hat für gute Stimmung gesorgt. Um den Platz herum waren viele Stände verteilt, an denen es alles Mögliche an Essen und Getränken gab.

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Nahrungsaufnahme

Doch der Höhepunkt des Abends war ohne Zweifel der „Grito de la Independencia“, der vom Direktor der Uni weniger gesagt als vielmehr geschrien wurde. Vorher wird noch die rechte Hand an (nicht auf, so wie man das vielleicht bei der Nationalhymne in Deutschland macht) die Brust gelegt, alle sind still und eine Gruppe uniformierter Mädchen bringt marschierend die mexikanische Flagge auf die Bühne. Als Unwissender könnte man denken, dass México gerade dem Rest der Welt den Krieg erklärt hat. Oder aber auch, dass der Krieg schon gewonnen ist.

Der „Grito de la Indepencia“: http://www.youtube.com/watch?v=mfoIDScCum8&feature

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Ganze für Deutsche auf jeden Fall sehr fremd und ungewohnt ist, aber wir sind ja hier schließlich auch nicht in Deutschland sondern in México!

Zu erwähnen ist auch noch, dass es sicherlich schwer ist, die herrschende Atmosphäre möglichst genau in Worte zu fassen, aber ich hoffe, dass das Video noch eine Hilfe war.

Eins ist sicher: Es war definitiv ein grandioser Tag und ein unvergessliches Erlebnis!

Die Mexikaner lieber ihr Vaterland. Das steht fest, und das zeigen sie auch.


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Eiszeit in México?!

Richtung Süden fahrend sitze ich auf der Rückfahrt von Monterrey im Auto genieße die Tatsache, in México zu sein. Draußen ist es finster. Im Kofferraum sind die Einkäufe verstaut. Neben mir sitzt ein fröhlich vor sich hin sabbernder 6 Monate alter kleiner Fratz, der die Autos hinter uns sehen könnte, ohne sich dafür umdrehen zu müssen, wenn er denn schon groß genug wäre. Ich frage mich, ob ich als Baby auch so viel gesabbert habe und wenn ja, warum ich es heute nicht mehr mache. Manchmal reißt er die Augen so weit auf, dass ich mich frage, was sich denn in seinem noch so jungen Gehirn gerade abspielt oder was für ein spannender Film heute in seinem Kopfkino läuft.

Wir überholen einen Käfer, einen so genannten „Vocho“. Davon gibt es auf Méxicos Straßen viele. Gerne auch mit 18 Zoll Felgen oder anderen die Optik und die Leistung betreffenden bastlerischen Verfeinerungen. Am Straßenrand steht ein Pickup, der darauf wartet, dass ihn jemand aufpickt. Ich höre die Regentropfen, die an die Windschutzscheibe klopfen. Die Scheibenwischer laufen auf hoher Stufe. Das Thermometer im Auto zeigt eine Außentemperatur von 19°C an. Ich habe Angst, dass das Wasser auf der Straße gefriert. In kleinen Senken müssen wir langsamer fahren, weil das Wasser so hoch steht. Trotzdem spritzt das Wasser rechts und links zum Teil mehr als zwei Meter hoch.

BildZwei „Vochos“

In der letzten Nacht hat es bei uns auf dem Campus schon ordentlich geregnet und als wir heute am frühen Nachmittag in Monterrey ankamen, fing der Regen wieder an und hat bis jetzt sowohl eine beachtliche Stärke als auch Ausdauer bewiesen. Das Wasser läuft in Sturzbächen von oben nach unten die Straßen herunter und wird überall von kleinen und größeren Zuflüssen aus den Regenrinnen der Häuser, die das Wasser direkt auf die Straße leiten, unterstützt. Hier gibt es keine Gullis neben dem Bordstein, wo das Wasser ablaufen könnte. Dementsprechend erinnern manche Straßenteile fast an Wildwasserbahnen. Es ist Regenzeit hier in der Gegend.

BildAuf dem Bild steht das Wasser noch relativ niedrig

In Monterrey ist man praktisch durch Wasser gelaufen. Die Schuhe wurden komplett durchnässt und haben ein wunderbares Gefäß für ein leckeres Fuß-Socken-Süppchen abgegeben. Vor den Geschäften patroullierten Regenschirmverkäufer, die sich vielleicht bald in einem gemütlichen Viertel der Stadt als frisch gebackene Millionäre zur Ruhe setzen und ihr restliches Leben genießen.

Ob es hier Aquaplaning gibt, frage ich mich, als das Wasser so hoch spritzt, dass man durch die Windschutzscheibe nichts mehr sieht. Mexikaner fahren gern dicke Kisten; vielleicht sind die meisten Autos hier so schwer, dass Aquaplaning praktisch unmöglich ist. Wir überholen einen kunstvoll beleuchteten Truck und fahren weiter in Richtung Montemorelos.  

Wir haben heute unter anderem für meine Klassen Deutschbücher gekauft; wohl gemerkt im einzigen Laden der Stadt, in dem deutsche Bücher verkauft werden. Später bei Walmart haben wir noch Waschmittel gesucht. Da wir uns nicht ganz sicher waren, welches für Buntwäsche und welches nur für weiße ist, habe ich eine Frau gefragt, die mich sogar verstanden hat, allerdings auch mit einem Redeschwall geantwortet hat, der sich gewaschen hatte. Das Waschmittel war tatsächlich, wie wir vermutet hatten, nur für weiße Wäsche, aber es würde wohl sehr, sehr gut nach Blumen riechen, erklärte uns die Frau.

Hinten im Kofferraum wartet jetzt nicht nur das Waschmittel, sondern auch noch die eingekauften Tortillas und Tostadas. Ängstlich haben sie sich in ihren Verpackungen eingekuschelt, um auf ihren Tod durch meine Magensäure zu warten. Ich weiß jetzt schon, dass ich das mexikanische Essen vermissen werde.

Manche Autos fahren mit eingeschaltetem Warnblinker, vermutlich damit sie bei dem starken Regen besser gesehen werden. Ob das Militär und die Polizei bei diesem Wetter auch auf den Ladeflächen ihrer Pickups stehen und sich ihre Wummen nass regnen lassen? Auf der Fahrt sehe ich manchmal irgendwo rot und blau blinkendes Licht, aber was für eine Polizei es genau ist, weiß man oft erst genau, wenn man die Aufschrift auf den Wagen lesen kann. Hier gibt es nicht nur einen Freund und Helfer, hier gibt es viele verschiedene Freunde und viele verschiedene Helfer.

Es regnet, regnet und regnet. Neben mir schlägt der kleine Fratz seiner Mutter ins Gesicht. Auf der anderen Seite der Scheibe sehe ich erste Krokodile zwischen den Autos schwimmen und der kleine Mann hat seinen Spaß. Er ist zwar erst gute 6 Monate alt, aber er hat nicht nur beim Schreien solche Energie, sodass man denken könnte, dass er schon bald anfängt, zu laufen, wenn man ihn nur ließe.


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Gute Aussicht(en)

Santiago.

Ich stehe in einem malerischen mexikanischen Ort, in dem sich Idylle und Harmonie die Hand geben. Hier hat man eine wunderbare Sicht auf die umliegende Gegend. Unter mir liegt der Highway nach Monterrey, dahinter die „Presa Rodrigo Gómez“. Abgerundet wird die Kulisse von den massiven Bergen der Sierra Madre Oriental, an deren Gipfeln prachtvolle Wolken ihre glänzend weißen Kleider präsentieren. Maler müsste man sein. Auf dem Platz vor der Kirche des kleinen Ortes stellt einer seine Bilder aus. Er hat sich einen guten Arbeitsplatz ausgesucht.

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Die Aussicht aus meiner Sicht mit guter Sicht

Wir machen einen Ausflug und lassen uns von Nuevo León einige seiner schönsten Seiten zeigen. WIR sind zwei äußerst volle und äußerst internationale Autos. Von Europa über die USA und über México bis nach Kolumbien ist einiges vertreten. Die vorherrschende Sprache ist espanglisch.

Heute ist Samstag und gestern klopfte das zweite Wochenende an die Tür und wir waren so nett und ließen es herein. Heute Vormittag war ich beim Gottesdienst in der spanischen Lektion. Ich habe zwar nicht wirklich viel verstanden, aber ich hoffe, dass das Lernen auch allein schon durch Zuhören beschleunigt wird. Vielleicht ist das aber auch nur eine Illusion; man weiß es nicht.

Zum Mittagessen waren wir bei einer Freundin von einer anderen Freiwilligen eingeladen. Man glaubt es kaum, aber es gab mexikanisches Essen. Und zwar sehr Gutes: Tostadas mit Bohnen, Tomaten, Salat, Zwiebeln, Käse, Salsa und Chili. Dazu ein Saft aus Erdbeeren und Guave. Ein Gaumenschmaus.

Es geht weiter. Es gibt noch viel zu sehen. Viel Interessantes und einiges Lustiges. Etwas Interessantes zum neidisch werden: Der Liter Benzin kostet hier circa 0,70 €. Etwas Lustiges: Schilder an der Straße mit dem Warnhinweis „Curva Peligrosa“. Für die Menschen hier ist das nichts Besonderes. Mein Vorschlag: Frag doch mal den Rumänen deines Vertrauens. Der sieht das wahrscheinlich etwas anders.


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Soldaten und Kakerlaken

Es ist immer noch Mittwoch.

Die Überschrift stimmt eigentlich nicht ganz. Es müsste „Kakerlake“ heißen. Aber aus grafisch-harmonisch-ästhetisch-aerodynamischen Gründen habe ich den Plural gewählt. Soll heißen: Plural und Plural sieht besser aus als Plural und Singular. Das gilt allerdings nicht für das (die) Kinn(e). Da sieht der Singular besser als der Plural aus.

Heute haben wir unsere erst Kakerlake getötet. Von einigen Seiten haben wir schon gehört, wie viele Kakerlaken es hier zum Teil gäbe. Wir haben davon bis jetzt nur eine gesehen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Geknackt hat die Gute zwar nicht, aber sie war zäh. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd neben der Spüle wurde ihr eine Spüli-Flasche zum Verhängnis. Trotzdem war es kein sauberer Tod.

Es ist schön warm hier in México. Sehr schön warm. Wenn ich von zurückgebliebenen Menschen in Deutschland höre, wie „warm“ es gerade bei ihnen ist, kann ich mir das hier kaum vorstellen. Tagsüber ist es zurzeit meist um die 35°C bis 40°C. México hat die Sonne abonniert. Und das ist auch gut so. (Diesen Blog kann man übrigens auch abonnieren – aber das nur am Rande.) Nachts sind es zwischen 25°C und 30°C. Der Mond hier scheint stärker als in Deutschland. Deswegen ist es auch in der Nacht nicht kalt.

Wieder einmal besonders deutlich wurden uns die Temperaturen hier, als wir in eine Bank gegangen sind, um Geld zu wechseln. Auf dem Weg dahin wünscht man sich schon, dass es beim normalen Gehen Fahrtwind gäbe und wenn man dann die Bank betritt, kommt es einem dank der Klimaanlage so vor, als hätte man die Tür zu einem Kühlschrank geöffnet. Guckt man kurz nach dem Betreten allerdings auf ein Thermometer mit Anzeige für die Innentemperatur, das 23°C anzeigt, ist man doch etwas überrascht.

Ortswechsel. Wir sind im Supermarkt und wollen Lebensmittel einkaufen. Zwischen den Regalen läuft eine Frau, die offensichtlich genau wie wir noch einiges einzukaufen hat. Beim Gehen hält sie ihr Kind unter ihrem Arm und stillt es. Das scheint hier nicht sehr ungewöhnlich zu sein. Keiner guckt verwundert und sie lässt sich auch nicht stören. Auch nicht vom Tiefkühlfach, in dem die Milch steht.

Als wir später an der Kasse stehen, kommt noch das Militär in Uniform und umgehängten Waffen in den Supermarkt. Auch sie scheinen wohl einkaufen zu wollen. Oder haben sie vielleicht gehört, dass es hier Milch umsonst gibt?

BildBetriebsausflüge sieht man hier nicht selten


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Spongebob hot & spicy

Es ist Mittwoch. Eine gute Woche ist jetzt vergangen, seit ich jetzt in México bin. Eine gute Woche. Eine gute Woche im Sinne von gut und eine gute Woche im Sinne von 7 Tage plus 1. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach.

Wie ahnungslos man vor einer Woche noch war. Mittlerweile kennt man sich schon viel besser. Der Campus kommt einem nicht mehr so riesig vor und das ein oder andere Wort versteht man auch schon. Viele aber auch noch nicht. Aber es bleiben ja auch noch ein paar Tage, um noch ein paar Worte mehr zu lernen.

Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: Hier im Comedor (Speisesaal) gibt es ausschließlich vegetarisches Essen.

Heute gab es Hotdogs mit „Fake-Würstchen“, die auf keinen Fall das Recht haben, sich so zu nennen, weil es nur kleine, armselige vegetarische Würstchen und keine Würstchen sind. Klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht. Dazu gab es unter anderem klein geschnittene Chilis. Chilis sind scharf, das weiß man. Aber wenn man sie nicht isst, kann man sich auch nicht an sie gewöhnen. Das habe ich mir gedacht. Stimmt bestimmt auch. Trotzdem ist mir ziemlich warm ums Herz geworden, als ich sie probiert habe. Und nicht nur ums Herz. Tränen sind aber zum Glück nicht geflossen. Tipp eines schlauen Mexikaners: Die Chilis immer lieber mit etwas anderem zusammen essen. Habe ich dann auch gemacht, und so waren die kleinen Feuerschoten schon viel besser. Hätte ich eigentlich auch selbst drauf kommen können.

Wenn es mal keine „Fake-Würstchen“ geben sollte, gibt es bestimmt irgendeine andere Fleischimitation. Da gibt es dann schon mal Schinken auf einer Volkorn-„Pizza“, der sogar knusprig ist und gar nicht schlecht schmeckt, aber trotzdem kein Schinken ist, sondern aus irgendwelchen Zauberzutaten zusammengeschustert wurde. Keine Ahnung, warum das oft so echt aussieht; es schmeckt jedenfalls jedes Mal alles andere als echt.

Aber nur damit hier keine Missverständnisse auftreten: Trotz dieser Essensbeschreibungen meinerseits schmeckt mir das Essen hier sehr gut. Wenn man dann zwischendurch doch woanders mal Fleisch isst, ist das natürlich schon etwas anderes – etwas durchaus deliziös anderes – aber ich habe nichts gegen das universitätseigene Essen einzuwenden. Es ist abwechslungsreich und lecker.

Zum Schluss noch ein anderes Beispiel. Vor ein paar Tagen gab es Reis und dazu Gulasch. Sah jedenfalls so aus. War aber eher geschnetzelter Schwamm. Bloß braun und nicht gelb. Spongebob musste sterben, damit ich etwas zu essen zu habe. Trauriger Gedanke. Ananassaft gibt es hier aber übrigens auch. Würde er also noch leben, wäre er zumindest obdachlos.


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Wenn die Sonne schlafen geht

Ein leichter Wind weht in der Dunkelheit. Er spielt mit den Palmwedeln, die sich sanft hin und her wiegen. Die Sterne leuchten hoch oben am Himmel und erzählen stille Geschichten von fernen Galaxien. Die Rasensprenger tun unablässig ihren Dienst und verteilen ihr Leben spendendes Nass, ohne das der Rasen hier wahrscheinlich nicht einmal halb so grün wäre. Die Hunde starten ihr abendliches Konzert. Der Afghane würde gerne auf der anderen Seite des Zaunes sein und mit dem Golden Retriever und dem Schäferhund spielen. Man hat das Gefühl, dass sie erst abends richtig zum Leben erwachen. Tagsüber liegen sie meist wie halbtot im Schatten und wenn jemand vorbeikommt, wird nur faul der Kopf gedreht. Den Kopf anzuheben, wäre viel zu anstrengend.

Bild

Das Bild passt zwar nicht ganz zum Text, aber mit Bildern ist fast alles schöner.

Die Kakerlaken grüßen sich mit einem fröhlichen „Buanos días!“, um in die Nacht zu starten und ahnungslose Schläfer zu terrorisieren. Der Schweiß der letzten Jogger, die ihre Runden um den Campus drehen, rinnt den Nacken herunter und wird wahrscheinlich gleich unter irgendeiner erfrischenden Dusche abgespült. Die Grillen zirpen und sorgen für das passende Ambiente. Man könnte sagen: Das Ambiente stimmt.

Ich komme von einer Runde UNO vor dem Speisesaal zurück zum Apartment und genieße einen angenehmen, warmen Sommerabend im Norden Méxicos. Das ist so ein Moment, bei dem man sich wünscht, er möge möglichst lange anhalten und nicht so schnell wieder vorbei gehen.

Das ist México.

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Etwas größer als sonst

Nach Volleyball und einer kalten Dusche neigt sich der Tag dem Ende zu. Die Sonne hat schon vor Stunden das Licht ausgeknipst, aber das Wetter ist noch wach. An den ersten vier Tagen, an denen wir jetzt hier sind, hatten wir jeden Tag Gewitter und kurzzeitig starken Regen. Das mexikanische Wetter scheint zu Scherzen aufgelegt zu sein. Wir haben es einfach als eine donnernde aber herzliche Begrüßung aufgefasst.

Heute Morgen waren wir das erste Mal beim Gottesdienst. Ein Gottesdienst in einer großen Kirche mit ca. 3000 Teilnehmern ist schon ein etwas anderes Gefühl im süßen, kleinen Deutschland. Hinzu kommt noch, dass an jedem Sabbat der Gottesdienst live im Fernsehen übertragen wird. Für uns noch unbekannt ist, dass erst die Predigt und am Schluss das Bibelgespräch stattfindet. Wir waren heute in der englischen Gruppe, die sehr lebhaft ist und in der man vor dem eigentlichen Gespräch mit einem Umarmungs- und einem Worship-Teil beginnt.

Eine beleuchtete und sich drehende Weltkugel vorne auf der Bühne

Zum Mittagessen waren wir bei einem Profesor eingeladen, der unter anderem für uns zuständig ist. Es gab typisch mexikanisches Essen, was sich in Sachen Schärfe aber noch ziemlich zurückhielt. Mal sehen, was die Zukunft noch für unsere Geschmacksknospen bereithält. Als Durstkiller gab es ein speziell mexikanisches Getränk, das aus den Blüten der so genannten „Flor de Jamaica“ (Hibiskusart) gemacht wird. Muy rico! Scheint mir eine Marktnische in europäischen Getränkemärkten zu sein.

Um 18:00 Uhr findet am Sabbat immer noch ein zweiter Gottesdienst statt, der sich speziell an die Jugend und Studenten richtet. Heute wurden zahlreiche, verschiedene Pfadfindergruppen („Conquistadores“) vorgestellt.

Mein Eindruck: Wer keine Schärpe mit sonst wie vielen aufgenähten Abzeichen hat, der hat es hier nicht weit gebracht. Auch eher fremd für uns: mit ausgestrecktem Arm, der auf eine Flagge zeigt, im Chor sprechen. Ob es das Abzeichen „Marschieren“ hier gibt, weiß ich nicht, auf jeden Fall können es die Mexikaner. Wäre allerdings mal eine Überlegung wert, ob man das nicht ins nächste Geländespiel mit einbauen könnte. Oder einfach als „HANSA-Orientierungsmarsch“. Grüße an dieser Stelle nach Norddeutschland!

Am Ende wurden noch die neuen „Misioneros“ (so werden wir hier genannt) vorgestellt. Seltsames Gefühl, vor rund 3000 Leuten auf Spanisch etwas zu sagen.


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Einkauf zwischen Sierra Madre Oriental und Los Nogales

Es ist Freitagabend kurz vor elf und das erste Wochenende steht an. Heute haben wir einen Ausflug nach Monterrey gemacht, um einige Sachen zu besorgen, die wir noch brauchten. Wir sind zwar in einem etwas größeren Auto gefahren, aber auch dort war es mit neun Leuten plus Baby recht eng. Eng, aber kuschelig warm.

Die Gegend hier ist wirklich beeindruckend: Wir befinden uns in einem Tal umgeben von hohen Bergen (haben Täler manchmal so an sich). Während der Fahrt wird einem das noch mal richtig deutlich, wenn man links und rechts die steil ansteigenden Bergwände sieht. Insbesondere, wenn man bei Walmart auf dem Parkplatz (mit pfeifenden Parkeinweisern) aussteigt und direkt vor sich einen Berg hat, an dessen Hängen sich die Ausläufe der Stadt hoch quälen.

Auf dem Parkplatz vor Walmart

Am Eingang von Walmart wird man mit typisch mexikanischer Musik begrüßt, die aus einem auf dem Boden stehenden Lautsprecher kommt. Gleich daneben gibt es Sombreros und allerlei in grün, weiß, rot. Dass man in México ist, ist unverkennbar.

Mittlerweile soll Monterrey eine der gefährlicheren Städte von Mexikos Norden sein. Gemerkt haben wir davon nichts. Beeindruckend ist allerdings das stets präsente Militär und die „Fuerza Civil“, die meistens bewaffnet mit automatischen Waffen, Helm, Sonnenbrille und verhülltem Gesicht auf den Ladeflächen der fahrenden schwarzen Pickups stehen und alles im Blick haben. Die „Policía Federal“ fährt hier schwarze Mustangs, Dodge und Chrysler. Auch keine schlechte Wahl, wie ich finde.

Méxicos Straßen

Darüber hinaus interessant war, dass vor den Geldautomaten bei Walmart ein Sicherheitsmann mit Shotgun stand. Später war er allerdings nicht mehr zu sehen. Naja, vielleicht war es doch kein Sicherheitsmann und er brauchte einfach Geld und hatte seine PIN vergessen. Man weiß es nicht.

Auf der Rückfahrt kamen uns einige Pickups mit Sirene, „Blau-Rot-Licht“ und bewaffneten Polizisten entgegen, die wie gewohnt auf der Ladefläche standen und bei beachtlicher Geschwindigkeit den vollen Fahrtwind mit einem breiten Grinsen genossen. Wie ein kleines Kind beim Rodeln, das sich über die Geschwindigkeit und den Wind, der ihm ins Gesicht bläst, freut; bloß ohne Schlitten, Schnee und Kälte, sondern mit Pickups, Sonnenbrille und ca. 40°C. Zwar nicht bei allem, aber vielleicht in Sachen Coolness könnte sich die deutsche Polizei einiges abgucken.


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Aufgewacht und mitgemacht

Heute ist Freitag, seit Dienstag bin ich jetzt in México, aber dass ich jetzt hier fast ein Jahr bleiben werde, habe ich immer noch nicht realisiert. Das wird wohl auch noch dauern. Die ersten Tage hier waren schon mal sehr interessant. Mit allem, was dazu gehört: neue Leute kennen lernen, langsam die Gewohnheiten der Leute verstehen etc. Das Wetter hier ist famos. Jeden Tag mindestens 35° Grad und mehr. Kachelmann würde vor Neid anfangen zu schwitzen.

Am angenehmsten ist es morgens und abends, wenn die Sonne gerade auf bzw. untergeht. Allerdings ist das hier immer eher eine Zeitspanne von wenigen Sekunden. Die mexikanische Sonne ist eine Schnellaufsteherin und Schnellinsbettgeherin. Wenn man mal ungünstig blinzelt, kann es sein, dass es im nächsten Augenblick schon hell bzw. dunkel ist.

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Sonnenaufgang nach dem Frühstück

Das Essen hier ist wie erwartet komplett anders. Insgesamt – insofern man das Wort nach so kurzer Zeit überhaupt schon benutzen kann – schmeckt alles ganz gut, Auch wenn man erst gar nicht anfangen sollte zu versuchen, das, was man da auf seinem Teller hat, zu identifizieren. Für die Zunge gibt es viel Neuland.

Es gibt hier einiges an Obst und Gemüse, was der Europäer nicht kennt. Deswegen ist es jedes Mal wieder interessant zu fragen, was das denn ist, was man da gleich verdrücken möchte und kann dann mit dem Namen, der genannt wird, sowieso nichts anfangen. Vielleicht kann ich darüber in Zukunft auch mal etwas Genaueres schreiben, damit man beim Lesen etwas zu sabbern hat, oder auch nicht.

Etwas ungewöhnlich ist vielleicht auch, dass es bereits morgens immer warmes Essen gibt. Und damit ist nicht die warme Milch im Müsli gemeint, die gibt es nämlich nicht. Auf solche verrückten Ideen, sein knuspriges Müsli in warmer Milch zu ertränken, kommen die Mexikaner glücklicherweise nicht.

Heute gab es beispielsweise zum Frühstück Brei von schwarzen Bohnen auf Vollkornbrötchenhälften mit Käse überbacken. Klingt komisch, schmeckt aber. Und zum Mittag Linsensuppe mit Bananenscheiben. Klingt komisch, schmeckt auch komisch. Andere Länder, andere Kulturen, andere Essgewohnheiten. Buen provecho!


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Auf mexikanischem Boden

Waking up in Monterrey. Mittwoch, der 29.08.2012.

Die erste und letzte Nacht im Marriott Fairfield Inn haben wir gut überstanden. Ob das hauptsächlich daran lag, dass ich ziemlich müde war oder daran, dass einem Schlafenden im Marriott Fairfield Inn 5 Kissen zur Verfügung stehen, weiß ich nicht. Der reisende Mexikaner liegt anscheinend gern weich.

Am Aeropuerto Internacional de le Ciudad de México hatten wir anfangs ein paar Schwierigkeiten unseren Anschlussflug zu finden. Im Flugzeug hatten wir bereits unser Visum ausgefüllt, aber am Flughafen mussten wir noch einen zusätzlichen Wisch ausfüllen, aber auch das war machbar. Der „Aerotren“ (wie der Name schon sagt ein fliegender Zug) hat uns zu Terminal 2 gebracht, wo wir dann schnell eincheckten und auch sofort unser Gate mit der Nummer 64 fanden.

Polizei gibt es am Flughafen von Mexico City überraschenderseise auch. Der Pariser Flughafen kam mir schon sehr groß vor, aber Mexico City musste noch einen drauf legen.

Der Blick auf einen kleinen Teil der Stadt. Habe selten so eine riesige Stadt gesehen.

Nach einem kurzen Anruf beim Hotel wurden wir vom hoteleigenen Abholservice ins Hotel gebracht und konnten uns erstmal ausruhen. Das Frühstück mit Melone, Toast und Kaffee war mexikanisch und lecker. Nebenbei wurde auf CNN vom Hurricane („La furia de Isaac“), der gerade auf New Orleans zurollte, berichtet.

Jetzt ist es 09:55 Uhr und wir warten darauf, dass wir von Leuten der Universidad de Montemorelos abgeholt werden. Wie lange das noch dauert, weiß man nicht so genau. Mexikanische Uhren sind bisweilen träger als europäische.