Der Kalender schreibt den 15. September. Es ist Nachmittag. Eine angespannte Stimmung liegt in der Luft.
Heute Vormittag hat es noch geregnet, doch inzwischen hat es aufgehört. Morgen ist der „Día de la Independencia“, der aber schon am Abend vorher gefeiert wird. In den letzten Tagen waren schon einige Vorbereitungen zu beobachten. Flaggen wurden aufgehängt, alles wurde in grün, weiß, rot geschmückt und auf der Plaza im Zentrum des Campus wurde eine große Bühne aufgebaut. México ist im Ausnahmezustand.
Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt, aber wir haben die Vermutung, dass es dicke kommen könnte.
Einige Stunden später. Um mich herum springen alle wie vom wilden Koyoten gebissen auf und ab und schreien aus voller Kehle: „México, México, México!“. Ich springe auch und tue so als ob ich ein Mexikaner wäre.
Abwechslungsreich und definitiv sehr interessant! So kann man das Programm von heute Abend beschreiben. Die Geschichte Méxicos wurde in Kurzform als Schauspiel mit beeindruckenden Kostümen dargestellt, einige Solokünstler haben ihre klaren Stimmen mit mexikanischen Liedern bewiesen und eine typisch mexikanische Band mit Sombrero behüteten Köpfen hat für gute Stimmung gesorgt. Um den Platz herum waren viele Stände verteilt, an denen es alles Mögliche an Essen und Getränken gab.
Nahrungsaufnahme
Doch der Höhepunkt des Abends war ohne Zweifel der „Grito de la Independencia“, der vom Direktor der Uni weniger gesagt als vielmehr geschrien wurde. Vorher wird noch die rechte Hand an (nicht auf, so wie man das vielleicht bei der Nationalhymne in Deutschland macht) die Brust gelegt, alle sind still und eine Gruppe uniformierter Mädchen bringt marschierend die mexikanische Flagge auf die Bühne. Als Unwissender könnte man denken, dass México gerade dem Rest der Welt den Krieg erklärt hat. Oder aber auch, dass der Krieg schon gewonnen ist.
Der „Grito de la Indepencia“: http://www.youtube.com/watch?v=mfoIDScCum8&feature
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Ganze für Deutsche auf jeden Fall sehr fremd und ungewohnt ist, aber wir sind ja hier schließlich auch nicht in Deutschland sondern in México!
Zu erwähnen ist auch noch, dass es sicherlich schwer ist, die herrschende Atmosphäre möglichst genau in Worte zu fassen, aber ich hoffe, dass das Video noch eine Hilfe war.
Eins ist sicher: Es war definitiv ein grandioser Tag und ein unvergessliches Erlebnis!
Die Mexikaner lieber ihr Vaterland. Das steht fest, und das zeigen sie auch.