geblocktegedanken

Ein Novemberabend in Beirut

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Es ist fast Mitte November. In Deutschland bewegen sich die Temperaturen mittlerweile schon des Öfteren zwischen 0 und 10° C. Kaltes Deutschland. Armes Deutschland. Bemitleidenswertes Deutschland.

Doch auch hier wird es etwas kühler. Ich weiß noch nicht, wie der Winter hier sein wird, aber ich merke, dass er sich so langsam ankündigt. Durch die Zeitumstellung geht auch hier die Sonne schon kurz nach halb fünf unter. Die Nächte sind länger und die Sonnenstunden werden weniger.

Das Gute hier ist aber, dass man es auch abends noch sehr gut draußen aushalten kann. Am Nachmittag genieße ich die Sonne auf dem Dach sitzend und lesend. Für einen Pullover ist es um diese Zeit fast noch zu warm. Später beobachte ich die untergehende Sonne über Beirut.

Was mir hier um diese Jahreszeit sehr gut gefällt, sind die vielen Gewitter. Am Horizont sehe ich die Blitze über dem Meer zucken. Manchmal sind sie sogar rot. Sie sehen absolut beeindruckend aus. Etwas Ähnliches habe ich in meinem Leben vorher noch nie gesehen.

Langsam wird alles dunkler. In der Ferne schwebt ein Flugzeug im Landeanflug hinter den Hochhäusern Beiruts, um gleich den Boden zu berühren und seine Passagiere sicher ans Ziel zu bringen. Die Zikaden in den Kiefern geben ein Konzert und werden bei einbrechender Dunkelheit langsam immer leiser. Die ersten Fledermäuse fliegen über meinen Kopf und fliegen sich für die Nacht warm.

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Zusammenspiel der Sonne mit den Wolken

Bougainvillea blühen in ihrer vollen Farbenpracht und verlieren jetzt bei dem verschwindenden Licht ihr bestechendes Lila. Die rosa Blüten des Oleanders werden langsam aber sicher in einen einheitlichen Grauton getaucht.

In einiger Entfernung ruft der Imam mit seinem typischen Gesang die Gläubigen zum Gebet. Weit schallt sein Gesang.

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Die Schönheit vor Einbruch der Dunkelheit

Nach dem Abendbrot gehe ich in die Bibliothek, um den Tag im Palast der Bücher ausklingen zu lassen. Ich setze mich an einen Tisch, der direkt am Fenster steht. Aus dem Fenster hat man einen atemberaubenden Ausblick auf die ganze Stadt. In einem Teil der Stadt blitzen auf einmal bunte Lichter auf. Feuerwerk. Wer weiß, was da wieder gefeiert wird.

Mir gegenüber sitzt eine atemberaubend schöne Mexikanerin, die in ein Buch vertieft ist. In meinen Ohren stecken zwei Kopfhörer, die Bruckners 5. Sinfonie spielen. Es ist ein Moment, der festgehalten werden muss, denke ich mir und lege mir in Gedanken ein paar Worte zurecht.

Auf dem Meer vor dem Hafen liegen ein paar Schiffe vor Anker und erwarten den nächsten Morgen.

Es ist ein stiller Novemberabend in Beirut.

Autor: geblocktegedanken

Der Grund, warum ich einen Blog angefangen habe, ist ein freiwilliges soziales Jahr in Mexiko. Mittlerweile bin ich nicht mehr in Mexiko, versuche aber trotzdem, den Blog regelmäßig mit Neuem zu füttern. Ob euch das interessiert, was ich hier posten werde, weiß ich nicht, aber ich werde mich bemühen, dass es nicht langweilig wird.

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